Lebendige Traditionen in Schweizer Pärken
Die Pärke im Dienste ihres immateriellen Kulturerbes
Die kulturelle Identität von Parkregionen ist eng mit Praktiken verbunden, die über Generationen weitergegeben werden und ein Gefühl der Kontinuität widerspiegeln. Diese Praktiken werden als lebendige Traditionen oder immaterielles Kulturerbe (IKE) bezeichnet.
Mit trockenen Steinen bauen, die Alpzeit erleben, im Chor singen, das Uhrmacher Know-how pflegen, Geschichten und Legenden erzählen, die Fasnacht oder den Alpabzug feiern: Das immaterielle Erbe der Schweizer Pärke ist reich und sehr lebendig. Es wird von Generation zu Generation weitergegeben, entwickelt sich im Verlaufe der Zeit weiter und stellt einen wichtigen Teil der kulturellen Vielfalt der Schweiz dar. Dieses Erbe leistet einen bedeutenden Beitrag zur Charakteristik der Landschaften der Pärke, zum reibungslosen Funktionieren der lokalen Wirtschaft und unterstützt den sozialen und territorialen Zusammenhalt. Die Pärke setzen sich für die Erhaltung, Verbesserung und Förderung dieser Praktiken ein, mit dem Ziel, lebendige und innovative Regionen zu bleiben.
Was ist immaterielles Kulturleben (IKE)?
Das Kulturerbe repräsentiert das kulturelle Kapital der zeitgenössischen Gesellschaften.
Die UNESCO schuf 2003 das Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes. Von der Schweiz im Jahr 2008 ratifiziert, definiert sie das IKE als Praktiken, Darstellungen, Ausdrücke, Wissen und Know-how, die:
• von den Trägerschaften als Teil ihres Erbes anerkannt werden
• von Generation zu Generation weitergegeben werden
• ständig neu geschaffen und ausgeübt werden
• den Trägerschaften und den Gruppen ein Gefühl von Identität und Kontinuität geben
• die Anforderungen der Menschenrechte erfüllen.
Die Ausdrücke des IKE sind in 5 Hauptkategorien unterteilt:
• mündliche Traditionen und Ausdrücke (bspw. Lieder und Literatur in Dialekt, Jodel, ...)
• darstellende Künste (bspw. Volkstänze und –musik, Amateurtheater, Open-Air-Festival-Kultur, ...)
• gesellschaftliche Praktiken (bspw. Bénichon, Fasnacht, Torrée, Vereinsleben)
• Umgang mit der Natur und dem Universum (bspw. Alpsaison, Sammeln von Wildpflanzen, Bergsteigen, Genossenschaften unter Landwirtinnen und Landwirten im VS, ...)
• handwerkliches Wissen und Können (bspw. Know-How der Uhrmacherei, Holzschnitzerei, Trockensteinbau, Scherenschnitt, ...)
Das IKE stellt sich heute wichtigen Herausforderungen gegenüber, wie bspw. dem Klimawandel und seinen Folgen, dem Verlust der biologischen Vielfalt, der Migration, der Urbanisierung und den wirtschaftlichen Ungleichheiten. Deshalb ist es notwendig, dieses Erbe zu pflegen und zu teilen, um eine nachhaltige soziale, ökologische und wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und sich für das Zusammenleben und den Frieden einzusetzen.
Inventare der lebendigen Traditionen in der Schweiz
2008 ist die Schweiz dem UNESCO- Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes beigetreten. In diesem Zusammenhang hat sie ein nationales Inventar des IKE erstellt. Acht Ausdrücke, wie bspw. die Alpzeit oder das Know-how der Uhrmacherei, wurden dann für die von der UNESCO geführte repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit vorgeschlagen.
Die folgenden Kantone wiederum führen ein kantonales Inventar ihrer lebendigen Traditionen: AG/SO, BE, FR, UR, VS, VD.
Der Verein «Kulinarisches Erbe der Schweiz» hat zudem ein Inventar von Schweizer Produkten, Spezialitäten und Rezepten erstellt. Ein interessanter Bestand an kulinarischem Know-how.
Die Schweizer Pärke sind an lebendigen Traditionen nicht zu übertreffen. Einige von ihnen haben die in ihrem Parkperimeter vorhandenen Ausdrücke des IKE aufgelistet: nicht vollständiges Inventar der Pärke.
«Wertvolles Wissen weitergeben - Lebendige Traditionen und Biodiversität in Schweizer Pärken»
Walliser Hackbrett
Im 20. und 21. Jahrhundert dank den Musikerinnen und Instrumentenbauern der Parkgemeinden Grengiols und Binn gerettet, kann das Walliser Hackbrett heute von unzähligen Menschen genossen werden.
Traditionen in Gantrisch-Museum
Zum ersten Mal und während eines Jahres konzentrierten sich alle Museen in der Region Gantrisch auf ein gemeinsames Thema: Die lebendigen Traditionen der Region.
Tainingszentrum für Lawinenverschüttetensuche
Der Umgang mit Lawinengefahr wurde von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen, so findet das Wissen rund um die Lawinenverschütteten-Suche darin ihren Platz.
Sammeln und Verarbeiten von Heilpflanzen
Die Heilkräuterschule in Albinen und der Natupark Pfyn-Finges haben es sich angesichts des allgemeinen Wissensverlusts zu Heilpflanzen auf die Fahne geschrieben, die Weitergabe dieser Kenntnisse zu fördern und somit das Kulturerbe lebendig zu halten.
Die traditionelle Bewässerung in Jeizinen/Gambel (VS)
Ohne Suonen wäre die extensive Landwirtschaft in der Region Jeizinen/Gampel im Naturpark Pfyn-Finges undenkbar, handelt es sich dabei doch um eines der trockensten Gebiete der Schweiz.
Das Torrée-Kit des Naturparks Doubs
An einem schönen Herbsttag eine unter der Asche gekochte Wurst zu geniessen – die Torrée ist eine wertvolle Tradition für alle Liebhaber:innen der Waldweiden im Jura.
Gemeinwerk auf der Alp
Auf der Alp haben Gemeinwerk eine lange Tradition. Es fördert den Austausch zwischen den Bewirtschafter:innen, deren Verbindung zur Alp und ermöglichen es, die Weiden offen zu halten.
Unser Kulturerbe
Dieses Projekt lässt einen in die Geschichte der noch heute prägenden Ortsbilder des Parks sowie deren Entstehung eintauchen.