Forschung
Die Schweizer Pärke am Kern der Forschung
Als Geograf habe ich das Glück, gemeinsam mit den Pärken Grundlagenforschung, kooperative Forschungsprojekte und praxisbezogene Lehrveranstaltungen zu realisieren. Die Pärke eignen sich dafür besonders gut. Forschung ist in ihrer Charta verankert, und oft benötigen sie Fachwissen, um die komplexen gebietsbezogenen Probleme zu lösen, mit denen sie konfrontiert sind. Hier einige Beispiele.
Emmanuel Reynard
Die Pärke sind ideale Orte für pädagogische Experimente. Seit 2017 umfasst mein Kurs «Aménagement de la montagne» (dt. Raumplanung in Berggebieten) einen praktischen Teil, der gemeinsam mit den Regionalen Naturpärken Gruyère Pays-d’Enhaut und Jura vaudois entwickelt wurde. Die Studierenden nehmen die Rolle eines Planungsbüros ein und müssen ein «Mandat» zu einer pärkebezogenen Fragestellung bearbeiten. Anschliessend präsentieren sie ihre Ergebnisse Gemeindevertreterinnen und -vertretern und dem Park. Dies ist eine lehrreiche Erfahrung für alle und der Park erhält nützliche Daten.
Die Pärke eignen sich auch für Projekte der Citizen Science1, bei der Forschende und Laien bei der Datenerhebung zusammenarbeiten oder sogar gemeinsam Forschungsprojekte entwickeln. Im Naturpark Jura vaudois beispielsweise werden durch das «Observatoire Citoyen du Climat» (dt. Bürgerobservatorium für das Klima) Daten gesammelt, welche die Messungen offizieller Stellen wie MeteoSchweiz oder des Kantons ergänzen.
Grundlagenforschung in den Pärken
Seit seiner Gründung im Jahr 1914 ist der Schweizerische Nationalpark ein einzigartiges Gebiet für Grundlagenforschung, insbesondere im Hinblick auf die freie Entwicklung der Natur. Die wissenschaftliche Forschung ist, wie auch für die Naturerlebnispärke Sihlwald und Jorat, eine seiner Hauptaufgaben.
Das interdisziplinäre Projekt ValPar.CH, das im Rahmen des Aktionsplans Strategie Biodiversität Schweiz durch das BAFU finanziert wird, umfasst rund 30 Forschende aus fünf Schweizer Hochschulen2. Es befasste sich während fünf Jahren mit der ökologischen Infrastruktur und der Wertevielfalt der Natur in der Schweiz. Als Versuchsgebiete wurden die Naturpärke Pfyn-Finges, Jurapark Aargau, Gruyère Pays-d’Enhaut und Beverin ausgewählt. Die Ergebnisse wurden in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht und stehen auch der Praxis und der Politik zur Verfügung3.
Ein Bedarf an Fachwissen in den Pärken
Die Pärke benötigen für ihre tägliche Arbeit verlässliche wissenschaftliche Daten. So musste beispielsweise der Regionale Naturpark Trient-Tal während seiner Errichtung Daten zum Wasser und dessen Bewirtschaftung in den Alpen sammeln. Eine auf Gemeindeebene erstellte Analyse wird als Grundlage für spezifischere Projekte zu landwirtschaftlichen Gewässern oder zum Wassererbe im Zeitraum 2025-2029 dienen. Ziel ist es, innovative Lösungen zu entwickeln, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der regionalen Wasserversorgung zu begegnen.
Eine gewinnbringende Zusammenarbeit für die Pärke und die Wissenschaft
Die Parkgebiete sind für die Wissenschaft von einzigartigem Interesse:
- Forschende und Pärketeams pflegen gute Beziehungen, die durch die verbindende Rolle der Pärke auf regionaler Ebene und durch die Verankerung der Forschung in der Parkcharta gefördert werden.
- Die Pärke spielen eine wichtige Vermittlerrolle zwischen der Wissenschaft und den Regionen: So werden Forschungsarbeiten entwickelt, die zur Lösung von gebietsbezogenen Herausforderungen beitragen, und die Ergebnisse werden der Bevölkerung mitgeteilt.
- Als dauerhafte Strukturen in der Region ermöglichen die Pärke langfristige Forschung (gebietsbezogene Datenerhebung, Monitoring), was für das Verständnis der territorialen Dynamik in der Schweiz nützlich ist.
Die Forschung ist ein Standbein der Pärke:
- Als Strukturen zur Umsetzung der öffentlichen Politik (Naturschutz, Biodiversität) stützen sich die Pärke auf präzise wissenschaftliche Daten (z.B. zur Entwicklung von Arten), um den Nutzen dieser Politik quantifizieren zu können.
- Die Pärke beauftragen die Wissenschaft mit spezifischen Gutachten, die für ihren Betrieb nützlich sind, insbesondere mit Studien zur Besucherfrequenz oder zu wirtschaftlichem Nutzen.
Die Forschung, sowohl Grundlagenforschung als auch angewandte Forschung, bringt den Pärken zahlreiche Vorteile, und Hochschulen und Pärke bereichern sich gegenseitig. Diese Wechselwirkung wird durch die Begleitgruppe Parkforschung der SCNAT erleichtert, welche die Aktivitäten auf Ebene des Netzwerks Schweizer Pärke (Datenbanken, Tagungen) koordiniert und so langfristig ein gemeinsames Wissen über diese Gebiete aufbaut.
1 Dahinden N., Lenz R., Zumthurm T., Baumann E. (2025). Citizen Science als Chance – Beispiele aus den Schweizer Pärken. N+L Inside, 1/25, 27-31.
2 ETHZ, UNIZH, ZHAW, UNIGE, UNIL
3 Steiger U., Keller R., Reynard E., Grêt-Regamey A. (2024). Werte und Leistungen der Natur in der Schweiz. Management Summary zum inter- und transdisziplinären Forschungsprojekt ValPar.CH. Zürich, Forschungsteam ValPar-CH. Veröffentlichung verfügbar in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch.

Emmanuel Reynard
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Emmanuel Reynard
Ordentlicher Professor, Institut für Geografie und Nachhaltigkeit, Universität Lausanne




