Landschaft
Qualitätsvolle Lebensräume auch für die nächste Generation
Die Pärke sind dort, wo die Schweiz schön ist. Per Gesetz haben die Pärke den Auftrag, die Landschaftsqualität zu erhalten und zu steigern. Dieses Gebot reicht über die Pflege der traditionellen Kulturlandschaft hinaus und umfasst alle raumwirksamen Tätigkeiten. Ein schonungsvoller Umgang mit der Landschaft ist kein Korsett, das keine Entwicklung mehr zulässt. Siedlungsentwicklung, Energiegewinnung und touristische Projekte können realisiert werden unter gleichzeitiger Wahrung und Stärkung der hohen Landschaftswerte.
Franziska Grossenbacher
Die Pärke liegen in den Postkartenlandschaften der Schweiz. Gemäss Natur- und Heimatschutzgesetz sind Pärke «Gebiete mit hohen Natur- und Landschaftswerten». Dass dieser gesetzliche Rahmen mit der Realität übereinstimmt, belegt eine Studie der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) von 2023, welche die Landschaftsqualität in Regionalen Naturpärken untersuchte. Im gesamtschweizerischen Vergleich erreichen die Parkgemeinden deutlich höhere Landschaftsqualitätswerte.
Die Landschaftsqualität ist auch in den Pärken unter Druck
Im Nationalpark und in den Kernzonen der Naturerlebnispärke wird die Natur sich selbst überlassen und die Landschaften sind dadurch stark geschützt. In den Regionalen Naturpärken ist dagegen das Wirtschaften möglich. Die Förderung einer nachhaltigen regionalen Wirtschaft ist eine Aufgabe der Regionalen Naturpärke. Damit bewegen sie sich im Spannungsfeld zwischen Schutz und Nutzung der Landschaft. Wie gelingt dieser Spagat in einer Zeit, in der die Veränderungsprozesse durch die Klima- und Biodiversitätskrise zunehmen und laufend neue Bedürfnisse an den Raum gestellt werden? Gemäss der WSL-Studie hält sich die Landschaftsqualität in den Regionalen Naturpärken in den letzten 15 Jahren auf einem konstanten Niveau. Nach dem Gesetzesauftrag müsste die Entwicklung aber in Richtung einer Stärkung der Landschaftswerte gehen. Auch in Parkregionen ist die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz als Beobachterin der Landschaftsentwicklung vereinzelt mit problematischen Projekten konfrontiert, welche der Landschaft schaden, statt deren Qualität zu stärken.
Konsequentes Engagement für mehr Landschaftsqualität
Die Schweizer Pärke engagieren sich stark für die Pflege der traditionellen Kulturlandschaft: Gruppen von Freiwilligen sanieren Trockenmauern, Schulklassen helfen bei der Entbuschung von zuwachsenden Weiden, Korporationen sanieren ihre Alpgebäude im regionalen Baustil. Anspruchsvoller wird es, in den Parkgemeinden schonend mit der Landschaft umzugehen in der Siedlungsentwicklung, im Tourismus, im Infrastrukturausbau und anderen wirtschaftlichen Aktivitäten.
Der Auftrag, zur Landschaft im Park Sorge zu tragen, darf nicht einfach an das Parkmanagement delegiert werden, sondern muss von den Parkgemeinden gelebt werden. Die Parkgemeinden müssen ihren gesetzlichen Auftrag, die Landschaftsqualität zu erhalten und zu steigern, bei all ihren raumwirksamen Tätigkeiten ernst nehmen. Dies tun viele Parkgemeinden mit Unterstützung der Geschäftsstellen bereits, wie die folgenden drei Beispiele veranschaulichen:
- Der Naturpark Chasseral berät die Gemeinden in raumplanerischen Fragen und die Bevölkerung beobachtet die Landschaftsentwicklung in einem Landschaftsobservatorium. Damit werden die Einwohnerinnen und Einwohner aber auch die Gemeindebehörden für die Landschaftsveränderungen sensibilisiert.
- Die Geschäftsstelle des Jurapark Aargau ist ebenfalls aktiv in der Raumplanung. Sie bringt sich in den Ortsplanungen der Parkgemeinden ein und hat eine Arbeitshilfe zur Aufwertung der Siedlungsränder erarbeitet, um den Gemeinden die Umsetzung konkreter Projekte zu erleichtern.
- Der Landschaftspark Binntal pflegt nicht nur die Kulturlandschaft, sondern auch die schönen Dörfer. Ernen beispielsweise ist im Inventar der national geschützten Ortsbilder. Der Landschaftspark und die lokalen Baubehörden sorgen mit verschiedenen Projekten und Instrumenten für den Erhalt und die Entwicklung der historischen Dörfer. Ein neu gegründetes Fachgremium Baukultur berät die Gemeinden und private Bauherrschaften und trägt damit dazu bei, dass sich Neu- und Umbauten in das Bestehende einfügen.
Ein Engagement, das sich lohnt
Eine Befragung von Schweiz Tourismus von 2018 zeigt: Über 60% aller inländischen und ausländischen Gäste machen wegen der vielfältigen und attraktiven Landschaft Ferien in der Schweiz. Damit haben die Pärke einen Trumpf in der Hand, den sie geschickt ausspielen können. Wie die Schonung der Landschaft unter gleichzeitiger Entwicklung miteinander zusammengehen, zeigen das Landschaftskonzept Schweiz und die Strategie Baukultur des Bundes.
Die Pärke sind wichtige Modellregionen zur Umsetzung dieser Bundesstrategien. Dafür braucht es Landschaftskompetenz auf den Geschäftsstellen der Pärke und Gemeinderät:innen, welche die Schonung der Landschaft nicht als Hindernis sehen, sondern als Chance.

Franziska Grossenbacher
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Franziska Grossenbacher
Co-Geschäftsleiterin Stiftung Landschaftsschutz Schweiz




