Regionalentwicklung
Die Schweizer Pärke: Katalysatoren einer nachhaltigen Regionalentwicklung
Die Schweizer Pärke sind echte Laboratorien einer Raumentwicklung, in der sich Natur, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam weiterentwickeln. Die Pärke setzen auf den Natur- und Landschaftsreichtum einer Region und schaffen daraus einen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Mehrwert. Es erfordert Know-how und ein einzigartiges Engagement, um dies in den verschiedenen Regionen erfolgreich umzusetzen.
Marc Münster
Die geografischen, wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede der Regionen der Schweiz haben den Bund dazu veranlasst, die Neue Regionalpolitik zu verabschieden. Diese strebt eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Bergregionen sowie der ländlichen und peripheren Gebiete an und fördert gleichzeitig eine auf lokalen Ressourcen basierende endogene Entwicklung. Das Ziel: Arbeitsplätze schaffen, die dezentrale Besiedlung des Landes bewahren und langfristig Lebensqualität gewährleisten.
Diese Politik ist Teil einer kohärenten Raumentwicklung, die eine ausgeglichene Nutzung der Landesfläche fördert, indem sie sektorale Politiken wie Raumplanung, Mobilität, Landwirtschaft, Energie oder Tourismus koordiniert. In diesem Kontext nehmen die Regionalen Naturpärke einen besonderen Platz ein. Sie befinden sich in Gebieten mit hohem Natur- und Landschaftspotenzial und verkörpern einen integrierten Ansatz der Nachhaltigkeit.
Die Pärke setzen auf die spezifischen Stärken ihrer Gebiete, insbesondere die hohen Natur- und Landschaftswerte und den Reichtum an Know-how. Sie fördern eine lokale Wirtschaft, setzen sich ein für regionale Wertschöpfungsketten und unterstützen die Einwohnerinnen und Einwohner bei der nachhaltigen Entwicklung ihrer Aktivitäten.
Ein spürbares Engagement für eine nachhaltige, regionale Wirtschaft
Nur wenige wissen, dass die Stärkung einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung zu den Hauptaufgaben der Regionalen Naturpärke gehört. Eine Aufgabe, die oft mit dem Tourismus in Verbindung gebracht wird. Die Pärke sind jedoch umfassender tätig, da sie auch in den Bereichen Landwirtschaft, nachhaltige Mobilität, Energie und lebendiges Kulturerbe aktiv sind. Viele Pärke unterstützen die Schaffung und Stärkung regionaler Lebensmittel- und Handwerksbranchen (Brot, Fleisch, Holz, Wolle,…) und fördern die lokale Verarbeitung von Ressourcen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft.
Um diesen Dynamiken eine Struktur zu geben, haben die Regionalen Naturpärke das Programm «Partnerunternehmen» ins Leben gerufen. Dieses begleitet und zeichnet Unternehmen aus, welche die Werte der Schweizer Pärke teilen – darunter Nachhaltigkeit, lokale Verankerung, Qualität und Innovation. Das Ziel ist es, eine kohärente und solidarische regionale Wirtschaftsgemeinschaft zu schaffen.
Ergänzend dazu können bestimmte regionale Spezialitäten das «Produktelabel» der Schweizer Pärke erhalten. Voraussetzung dafür ist, dass sie in den Regionalen Naturpärken hergestellt werden, bestimmte Nachhaltigkeits- und Qualitätskriterien erfüllen und die Betriebe zu den Zielen der Pärke beitragen. Im Gegenzug unterstützt der Park die Produzierenden aktiv bei der Vermarktung ihrer Produkte. So wurden bereits mehr als 2500 Produkte aus 14 Schweizer Pärken zertifiziert. Ihre Vielfalt trägt zur wirtschaftlichen Lebensfähigkeit der lokalen Branchen und zur Erhaltung der durch den Menschen geschaffenen Kulturlandschaft bei. Diese Produkte haben meist kurze Transportwege, wodurch ein Grossteil der Wertschöpfung in der Region bleibt und Arbeitsplätze geschaffen und erhalten werden.
Laboratorien der Regionalentwicklung
Erfahrungsgemäss geschieht regionale Entwicklung, insbesondere die Entstehung lokaler Wertschöpfungsketten, nicht von selbst und ist eine Herausforderung für sich. Sie erfordert eine Koordinationsstelle auf regionaler Ebene, welche Produzierende, Verarbeitende, Verteiler, Institutionen sowie Konsumentinnen und Konsumenten miteinander zu verbinden mag. Diese Stelle, die nahe bei den Leuten ist, spielt eine wesentliche Rolle als Vermittlerin und Impulsgeberin für Initiativen.
Diese Rolle übernehmen häufig die Pärke-Geschäftsstellen, die für die Vernetzung, die Kohärenz der Massnahmen und die strategische und finanzielle Begleitung der lokalen Partnerinnen und Partner sorgen. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Projekte aus den Pärken – seien es Projekte, welche die Pärke selbst durchführen, an denen sie eng mitarbeiten, oder Marktstudien – Fördermittel der Neuen Regionalpolitik erhalten.
Zusammengefasst sind die Schweizer Pärke nicht nur einfache Schutzgebiete oder Ausflugsziele, sondern echte Laboratorien einer Raumentwicklung, in der sich Natur, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam weiterentwickeln. Anhand ihres lokal verankerten Ansatzes zeigen sie, wie eine nachhaltige und koordinierte Regionalentwicklung zu einer kohärenten, widerstandsfähigen und solidarischen Raumplanung beitragen kann, welche die natürlichen Ressourcen, die den Reichtum der Schweiz ausmachen, respektiert.
Die Schweizer Pärke leisten neben anderen Instrumenten der Regionalpolitik einen gezielten Beitrag zur Entwicklung der Regionen. Ihre lokale Verankerung und ihr integrierter Ansatz fördern bestehende Dynamiken und bieten den Regionen zusätzliche Hebel, um kohärente und nachhaltige Projekte aufzubauen.

Marc Münster
© sanu ag
Marc Münster
Geschäftsleiter regiosuisse




