Landwirtschaft
Der regionale Naturpark – gut für die Landwirtschaft und umgekehrt
Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Bestandteil eines Regionalen Naturparks. Bäuerinnen und Bauern mit diesem Bewusstsein sind überzeugt davon, dass der Naturpark für ihre Betriebe von grossem Nutzen ist. Sie wissen aber auch, dass der Agrarsektor für den Naturpark ein sicherer Wert ist. Beleg dafür ist eine Auszeichnung von Schaffhauser Landwirten für ihren Beitrag zur Biodiversität. Was klar zu kommunizieren ist: Die Landwirtschaft und die Naturpärke stehen in einer werthaltigen Wechselbeziehung mit WinwinWirkung.
Ernst Landolt
Der Nationale Pärke-Markt zeigt es jedes Jahr aufs Neue: Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Bestandteil eines Naturparks. Beim Flanieren den Verkaufsständen entlang wird offensichtlich, dass die Bäuerinnen und Bauern mit ihren ursprünglichen Produkten wesentlich zur Identität der Naturpärke beitragen. Mit Augen, Nasen und Gaumen können sich die Besucherinnen und Besucher auf dem Bundesplatz ein umfassendes Bild machen von der Vielfalt der kulinarischen Spezialitäten der Schweiz. Dabei spielt das Momentum der Wahrnehmung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sei es Käse, Trockenfleisch oder Honig oder sei es Gebäck, Wein oder Fruchtsaft – alle Köstlichkeiten sind geadelt mit dem Label «Naturpark». Nur schon der erfrischend klingende Begriff «Naturpark» kann bei den Konsumentinnen und Konsumenten positive Emotionen auslösen. Oder wie es eine Stadtzürcherin am Schaffhauser Marktstand formuliert hat: «Nahrungsmittel aus einem Naturpark sind per se gut und gesund, Punkt.»
Das Zauberwort heisst «Image»
Über Wert, Sinn und Nutzen von Naturpärken führen die Bäuerinnen und Bauern immer wieder rege Diskussionen. Das ist gut so, weil es zeigt, dass dieses Thema auch von landwirtschaftlichem Interesse ist. Ebenfalls regelmässig damit befasst ist die Politik. Vor allem dann, wenn es darum geht, die finanziellen Mittel für eine nächste Park-Betriebsphase bereitzustellen. Entsprechend sind die Vertreterinnen und Vertreter der Pärke gefordert, mit schlagenden Argumenten Überzeugungsarbeit zu leisten. Elementar dabei ist, aufzuzeigen, was die Akteurinnen und Akteure wie etwa die Landwirtschaftsbetriebe im Parkperimeter zugunsten der Region leisten. Es gibt aber auch ein ganz grundlegendes Argument für die Verteidigung der Existenzberechtigung eines Naturparks. Das Zauberwort dazu heisst «Image». So hat eine Naturparkregion den gesetzlich verbrieften und damit im wahrsten Sinne des Wortes zu Recht den Ruf einer schönen, guten und gefragten Gegend.
Landwirtschaft spielt zentrale Rolle
Eine Voraussetzung für die Attraktivität eines Parkperimeters stellen die erforderlichen Naturwerte dar. Der Raum dafür bedarf einer sorgfältigen Gestaltung. Dabei spielt die Landwirtschaft als Landschaftspflegerin eine zentrale Rolle. So gilt der Klettgau im Kanton Schaffhausen als Vorzeigeregion der Schweizer Biodiversitätsstrategie und wurde zur Landschaft des Jahres 2023 gekürt. Mit dieser Auszeichnung wurde eine ganze Gruppe von Bäuerinnen und Bauern für die Förderung der Biodiversität und die naturnahe Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren gewürdigt.
Unabhängig von einer derart erfreulichen Wertschätzung steht fest: Intakte, vielfältige Kulturlandschaften – Biodiversität inklusive – haben Anziehungskraft. So sowohl für die Menschen, die hier leben, als auch für jene, die explizit wegen der ausgewiesenen Naturparkmerkmale in diese Regionen reisen. Hier halten sie sich gerne auf, weil ihnen die sympathische Assoziation zum Naturpark mit dessen Landschafts-, Natur- und Genusswerten ein gutes Gefühl gibt und Erholung bringt.
Zwar ist für die ortsansässige Bevölkerung der Naturpark oft eine Selbstverständlichkeit und nichts Aussergewöhnliches. Werden sich aber die Bewohnerinnen und Bewohner – z. B. als Folge einer kontinuierlichen Parkkommunikation – der grundsoliden Werte ihres eigenen Lebensraums bewusst, führt das zur Stärkung der Identifikation mit dem Standort und nicht zuletzt zur Steigerung der Lebensfreude. Das schafft gesellschaftlich ein gutes Klima, das auch für die Landwirtschaft von Vorteil ist.
Werthaltige Wechselbeziehung mit Win-win-Wirkung
Das positive Empfinden für die eigene Region sollte auch bei der bäuerlichen Bevölkerung weiter gefördert werden. Und zwar als Erkenntnis eines Privilegs. Allein die Tatsache, dass sich mein Bauernhof in einem Naturpark befindet, ist eine Rahmenbedingung, die bei der nichtbäuerlichen Bevölkerung zum besseren Verständnis und zur grösseren Sympathiebekundung für die Landwirtschaft beitragen kann. Diese Betrachtungsweise gilt es bei vielen Bäuerinnen und Bauern zu schärfen. Zumal es ja die Bauernfamilien sind, die den Naturpark mit ihrer kompetenten Bewirtschaftung der Kulturlandschaft wesentlich prägen.
So kommt es zu einer werthaltigen Wechselbeziehung zwischen dem Agrarsektor und dem Park als Ganzes. Sie besteht darin, dass die Naturparkregion einerseits durch den ökonomischen, ökologischen und sozialen Effekt der Agrarstruktur einen Mehrwert erhält, die Landwirtschaft andererseits – nebst dem Labelpotential für ihre Produkte – vom grundsätzlichen Imagebonus des Naturparks profitieren kann. Kurz: Eine willkommene Win-win-Wirkung. Es ist deshalb von strategischer Bedeutung, die Synergieeffekte zwischen Naturpärken und Landwirtschaft klar und breit zu kommunizieren, um den Weg in eine gemeinsame nachhaltige Zukunft langfristig offen zu halten.

Ernst Landolt
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Ernst Landolt
Ehemaliger Regierungsrat Kanton Schaffhausen




